Lieber Andreas, ein anstrengendes Wochenende neigt sich dem Ende. Wir waren in Heidelberg. Karin und Ralf haben sich getraut und uns, neben vielen anderen Freunden, zu dem Ereignis eingeladen. Mit großen Festen haben wir immer noch unsere Probleme, insbesondere dann, wenn "große" Kinder mit im Spiel sind. Ralf hat nun auf einmal vier Kinder. Zwar sind es nicht seine leiblichen Kinder, aber sie schätzen ihn alle als Freund, Gesprächspartner, Mann und Ex-Mann ihrer Mütter. Alexander und Samanta sind ja in deinem Alter. Zwei wirklich tolle Menschen. Die Töchter von Karin sind etwas jünger als du, aber auch ganz tolle Mädels. Das sind immer so Augenblicke, die uns auf den 17.11.2014 zurückwerfen, als unser Leben eine ungeahnte Wendung nahm und uns wird schlagartig wieder bewusst, dass wir dieses Interesse oder die Wertschätzung nie mehr erfahren werden. Eine Tischnachbarin fragte dann auch noch, ob wir Kinder hätten. Von dieser Frage wurden wir bisher verschont. Ich wusste erst gar nicht, was ich antworten soll. Ja, wir haben einen Sohn, der leider nicht mehr lebt, sollte ich verneinen oder sollte ich gleich mit hatte antworten. Ich habe mich für die "Hattevariante" entschieden und schon war der Abend mit dieser Dame gelaufen. Zuvor war ich fünf Tage mit meiner Mutti auf großer Reise. Es war unerträglich warm, aber da wir viel gefahren sind, hat sich mein kleiner Golf fast zum besten Freund entwickelt. Ich war mit Oma in Premnitz, am Haus ihres Vaters, wo sie jede Sommerferien verbracht hat, dann waren wir in ihrem Geburtsort, den sie selber nur vom Namen kannte, in Klietz, wo wir etliche Jahren wohnten und natürlich im geliebten Tangermünde. Mit uns macht mal niemand eine Reise an die Orte unserer Kindheit und Jugend. Schade! So gehen die Tage und Jahre dahin. Auf der Rückreise von Heidelberg sind wir über Gardern gefahren und haben kurz Marion und Guido überrascht, das war mal eine Idee, die richtig gut ankam. Die beiden haben sich vielleicht gefreut. Sagenhaft. Yves lebt ja im Allgäu, derzeit ist er drei Wochen in Japan auf Rundreise. Dann haben wir reichlich geplaudert. Natürlich auch von früher. Guido ist gesundheitlich auch ganz schon angeschlagen. Wir werden eben nicht jünger. Du siehst, wir kämpfen uns durch, aber eben ohne dich und das ist das riesige Problem. Wenn wir nur wüssten, dass es dir gut geht. Aber soweit ist es noch nicht. Und so senden wir dir von hier ein Licht für deinen Weg, voll mit Liebe, Sehnsucht, Schmerz und Trauer. Deine zurückgelassenen Eltern.