Lieber Andreas, ein schrecklich trübes und verregnetes Wochenende ist fast geschafft. Das neue Jahr hat langsam Fahrt aufgenommen. Nur für uns ist alles so, wie in den vergangenen vier Jahren. Ruhig und trist eben. Gestern Abend waren in Jena. Sylke hat uns Karten für Kurz und Klein zu Weihnachten geschenkt. Eine willkommene Abwechslung. Sicher es gibt mittlerweile auch Tage, die wir gut meistern, aber es gibt noch sehr viele Tage, die einfach nur beschissen sind. Wir sind keine Familie mehr. Wir sind nur noch ein Paar, daran gibt es nichts zu rütteln. Auch, wenn wir es noch immer nicht verstehen, warum du dein Leben so weggeworfen hast, so müssen wir doch mit dieser Entscheidung leben. Du wirst deine Gründe gehabt haben und ich bin mir auch sicher, dass du keinem weh tun und Leid zufügen wolltest, aber diese Art, diese Welt zu verlassen ist für alle Hinterbliebenen eine Lebensaufgabe. Die Handball WM hat angefangen. Ich habe nun schon Oma und Papa für diesen Sport begeistert. Die müssen jetzt mit mir Handball gucken. Wir hatten bisher zwei Vorrundenspiele und es scheint gut zu laufen. Hoffentlich bleibt es so, ich würde mich freuen. Nach mir geht es dabei aber wohl nicht. Wir versuchen weiterhin unser Leben indem Griff zu kriegen. Es fällt so unsagbar schwer, weil du uns so sehr fehlst. Dein Lachen, dein Humor, deine Umsicht, deine Wärme, einfach alles. Diese unerfüllbare Sehnsucht macht einen schwermütig. Sicherlich haben wir unsere zahlreichen Erinnerungen, aber das ist eben etwas ganz anderes. Und so entzünden wir auch heute diese Kerze, weiterhin in der Hoffnung, dass es dir gut geht und möge sie dir deinen Weg erhellen. Deine zurückgelassenen Eltern.
