Lieber Andreas, eine stürmische Woche liegt hinter uns. Der Winter wird dieses Jahr vermutlich fortgeblasen. Es ist trüb und regnerisch, was mächtig auf das Gemüt schlägt. Dennoch müssen wir hier ausharren. Am Frauentagswochenende waren wir bei Kerstin und Heiko. Dabei haben wir uns in Reuden ein Häuschen angesehen. Aber das Objekt war für uns beide viel zu groß. Die Dame, die das Häuschen verkauft ist verwitwet und schafft das auch alles nicht mehr und viel anders wird es uns ja auch mal nicht gehen. In letzter Zeit beschäftigen wir uns schon oft damit, aus Thüringen wegzugehen. Diese Entscheidung ist schon gefallen, als du uns für immer verlassen hast. Aber da müssen wir noch etwas suchen und das passende finden. Noch sind wir hier in Lohn und Brot. Es ist eben einfach nichts mehr, wie es war. Du fehlst uns so sehr. Sicherlich wärst du nicht bei uns gewesen, aber du wärst auf dieser Welt und das ist es, was unser Dasein zusätzlich beschwert. Heute haben Papa und ich dein Grab frisch bepflanzt. In all die Trostlosigkeit musste dringend mal etwas Farbe. Die Grabpflege ist schon eine seltsame Angelegenheit. Einerseits fühlt man sich völlig falsch am Platze und andererseits sind wir froh, das wir noch etwas für dich tun können, wir mit dir Zwiesprache halten können und ich weiterhin eine Zigarette mit dir rauche. Man muss schon mächtig aufpassen, dass man sich in all der Trauer und dem Schmerz nicht verliert. Du siehst, es ist alles wie immer seit dem 17.11.2014. Es geht nicht wirklich vorwärts, aber so ist es nun einmal, wenn man das Liebste und Wertvollste hergeben muss. Nichts und niemand wird jemals über dir stehen, auch wenn wir noch einige Zeit vor uns haben, bis wir uns wiedersehen.
Steffi und Alex geht es auch einigermaßen gut. Alex bereitet sich auf ihren Schulabschluss vor. Wir drücken die Daumen, dass sie alles so hinkriegt, wie sie es sich vorstellt. Sie will Kindergärtnerin werden und wir denken, dass der Job richtig gut zu ihr passt. Problematisch ist eigentlich nur Mathe, das wäre dein Job gewesen, ihr dabei zu helfen. Wäre eben.
In der Hoffnung, dass du deinen Frieden gefunden hast entzünden wir für deinen weiteren Weg diese Kerze, die dich begleiten und deinen Weg erhellen soll. Wir vermissen dich unendlich. Deine zurückgelassenen Eltern
