Hallo Großer, heute hat er nun angefangen, der zweite schreckliche Monat 2015. Wir steuern mit großen Schritten auf deinen ersten Todestag zu und haben einfach Angst. Alles tut nur weh, Herz, Finger, Füße, Kopf - einfach alles. Der Schmerz nimmt kein Ende. Ich hatte vergangenes Wochenende Klassentreffen. Es war seltsam gut. Keiner traute sich mich anzusprechen. Alle wissen um meinen/unseren Verlust und die Leute sind so hilflos. Seit deinem Fortgang ist alles so bedeutungslos. Wir sind noch hier, bloß für was eigentlich? Täglich treten wir wieder in das Hamsterrad. Aufstehen, arbeiten, nach Hause fahren, schlafen, um am Folgetag so weiter zu machen und täglich das Grübeln, ohne je auf dieser Welt eine Antwort zu erhalten. Das Leben ist wirklich bescheiden schön. Ich denke, wir sind genug geprüft in diesem Leben. Irgendwann wird doch wohl mal ein Licht kommen, dass uns unbeschwerter weiterleben lässt. Wir versuchen ja, uns irgendwie zurecht zu finden, aber es ist einfach sehr schwer. Sicherlich, du warst nur noch selten bei uns, aber du warst da. Ich muss immer wieder an unser letztes Telefonat am 16.11.2014 denken. Es lässt mir keine Ruhe, ob das für dich einfach nur ein Anruf war, um sicher zu gehen, dass bei uns alles o.k. ist. Warst du dir dabei schon klar darüber, dass du am Folgetag gehen wirst? Was hat dich nur getrieben? War es die Ungewissheit darüber, wie es weiter gehen sollte? Warst du mit uns unzufrieden? Was haben wir falsch gemacht? Warum hast du weder Steffi, deinen Freunden oder uns jemals einen Hinweis geliefert, dass es dir wohl doch nicht so gut ging, wie wir es alles dachten? Warum gleich dieser harte Schritt? So könnte ich lange weiterfragen und jede dieser Fragen bleibt unbeantwortet, bleibt uns hier zur weiteren Be-u. Verarbeitung. Ja, so geht es Eltern, die zurückbleiben müssen. Dennoch hoffen wir, dass du deinen Weg findest und geben dir voller Liebe wieder ein helles Licht für die weitere Reise mit. LG Muddi und Papa