Lieber Andreas, eine eher durchschnittliche Woche mit einem unerfreulichen Sonntag geht zu Ende. Ich konnte Dank der Bahn diese Woche nicht mal zur SHG. Dabei wäre es unmittelbar vor deinem fünften Todestag so wichtig für mich gewesen. Deine Fußballer haben dir in den letzten Tagen einen Besuch abgestattet. Wir haben uns sehr gefreut. Sicherlich hast du das auch irgendwie irgendwo mitbekommen. Es tut einfach gut zu wissen, dass du nicht vergessen bist. Heute haben wir Sylke geholfen, ihren Sammy zu begraben. Er hatte chronische Niereninsuffizienz und hat in der letzten Woche mächtig gelitten. Sylke selbstverständlich gleich mit. Unsere Fellnasen kommen jetzt auch langsam in das kritische Alter und uns grault es jetzt schon, wenn wir die beiden auch noch hergeben müssen. Sie haben uns bisher doch gut durch die schwere Zeit geholfen, auch wenn das sicher niemand versteht, der keine Tiere hat. Für uns sind sie sehr wichtig. Nach deinem Fortgang haben uns die beiden am Leben gehalten. Ich hatte vor zwei Wochen Klassentreffen von meiner Klietzer Schule aus. Das war schon leicht aufregend. Aber nach 40 Jahren habe ich doch alle wiedererkannt. Es ist schon seltsam, wie man sich gleich heimisch fühlt. Das bestärkte uns wieder in unserem Vorhaben, hier nicht bis an unser Lebensende zu bleiben. Der Herbst ist zwar auch mittlerweile da, aber irgendwie scheint er auch nicht wirklich seine Rolle zu finden. Es ist immer noch relativ warm und mild. Das macht die jetzt zunehmend schwerer werdenden Tage doch erträglicher. Aber die zunehmende Dunkelheit braucht die Energie des Tages doch wieder auf. Es kostet uns weiterhin unendlich viel Kraft, deinen Tod zu tragen und weiter zu leben. Ob das mal besser wird? Wir wissen es nicht. Wir hoffen einfach, dass du im Licht bis, deinen Weg gefunden hast und diesen gehst. Dafür senden wir dir auch heute voller Sehnsucht, Liebe und Trauer diese Kerze. Du fehlst uns so sehr. Deine traurigen Eltern.
