Lieber Andreas, nun sind wir schon im Jahr 2020 und die erste Woche von diesem Jahr haben wir auch schon wieder hinter uns. Es ist einfach unfassbar, wie schnell die Zeit vergeht und wir uns von im Grunde von sinnfreien Dingen treiben lassen. Den Silvesterabend haben wir in Rödigen mit Sylke verbracht. Sylke musste natürlich unbedingt etwas zu essen machen. So ein paar Tage nach dem Fressfest droht ja auch fast verhungern... danach wurde wieder Mensch ärgere dich nicht gespielt und nach 3 Runden mussten wir auch schon auf das neue Jahr anstoßen. Gute Vorsätze haben wir wie jedes Jahr selbstverständlich nicht. Das Leben mach eh was es will mit einem, das haben wir schmerzhaft erfahren. Es wird sicherlich ein Jahr, wie die vorhergehenden auch. Ein weiteres Jahr ohne dich, mit Trauer, Sehnsucht, sicherlich auch ein paar schönen Stunden - wir werden es im Laufe der Zeit sehen. Die gefühlte Sinnlosigkeit bei uns wird wohl bleiben. Zwischen Weihnachten und Silvester hat uns meine alte Schulfreundin Ute besucht. Mit ihr hatten wir reichlich zu lachen. Wir haben uns vor 30 Jahren aus den Augen verloren und beim Klassentreffen im Oktober letzten Jahres wiedergefunden. Es ist einfach irre, sie hat sich überhaupt nicht verändert und es war, als wären die vergangenen 30 Jahre gar nicht da und dabei ist in diesen Jahren so unendlich Schönes und auch Furchtbares passiert. Aber es war einfach nur schön. Am Freitag war ich noch bei Peter Hahn, Neujahr hatten wir telefoniert. Er kämpft weiterhin gegen den Krebs. Das Ende offen. Sein Sohn kümmert sich so gar nicht um ihn. Das ist auch schlimm, wenn man Kinder hat und denen egal ist. So trägt jeder sein Päckchen. Uns bleibt nur zu hoffen, dass es dir gut geht und du deinen Weg findest. Den Schmerz, die Trauer und unendliche Sehnsucht kann uns eh keiner nehmen. Wir leben weiterhin im gestern, das heute ist uns nicht so wichtig, da können wir nicht mehr viel mit anfangen. So soll auch diese Kerze dich begleiten und dir deinen Weg erleuchten. Irgendwann sehen wir uns wieder, dass ist der einzige Trost den wir haben. Deine traurigen Eltern.