Lieber Andreas, ein kurzes und arbeitsreiches Wochenende liegt hinter uns. Wir haben Marie geholfen, ihren Umzug von Magdeburg nach Jena zu beschleunigen. Sie zieht nun mit ihrem Freund in die erste gemeinsame Wohnung. Am Sonntag haben wir dann endlich mal wieder Steffi besucht. Sie ist wie immer im Stress. Es ist aber auch echt der Wahnsinn, was sie leistet. Alex hast das erste Halbjahr von ihrer Ausbildung gut hinter sich gebracht, das Zeugnis sah jedenfalls Spitze aus. Ich glaube, sie hat ihren Weg gefunden und wird das auch alles gut meistern. Du siehst überall geht es weiter, nur bei uns ist es gleichbleibend ruhig. Was soll auch passieren? Es niemand mehr da, der unser Leben bereichern kann und es wird auch niemand mehr kommen. Auf der Arbeit wird es so langsam ungemütlich. Mal sehen, wo da die Reise hingeht, aber wir haben gelernt, dass es immer weitergeht, egal was einem das Leben so beschert. Ich werde am Wochenende mal mit Netti zum Bluesfasching gehen. Aber nur am Samstag. Am Freitag ist es mir einfach zu voll. Ich kann solch ein Gedränge nicht mehr ertragen, bin eben auch schon etwas älter. Den Faschingsumzug werden wir uns auch ansehen. Dann ist diese seltsame fünfte Jahreszeit auch fast geschafft. Wir geben uns schon Mühe, mal vor die Tür zu treten, aber es ist alles nicht mehr das, was es einmal war. Dann ist mir auch noch deine Lampe an Grab kaputt gegangen. Das ärgert mich sehr, aber ich konnte die Gläser retten und jetzt klebt sie der Glaser Nißler wieder zusammen, es dauert jedoch noch ein paar Tage, bis sie wieder leuchten kann. Für andere ist das sicherlich bedeutungslos, aber nicht für uns. Um so wichtiger, dass wir dir mit dieser Kerze deinen Weg weiter erhellen. Deine zurückgelassenen Eltern.