Lieber Andreas, wir haben uns einmal die Freiheit genommen und unsere Emotionen nur in uns getragen. Es tut nicht wirklich gut, so dass wir nun doch wieder unseren Alltag hier niederschreiben. Dies immer im Glauben, dass es dich irgendwie erreicht. Die Fußball-EM ist da. Der Fernseher steht auf der Terrasse und wir schauen fleißig, was so geht. Für Zlatan und seine Schweden sieht es gar nicht gut aus. Du musst mal die Daumen drücken, wenn es für diese Truppe noch weiter gehen soll... Wir haben uns in der Zwischenzeit mit solchen sinnlosen Sachen wie Hecke schneiden die Wochenenden versaut. Täglich besuchen wir dein Grab und stehen nach wie vor fassungslos mit den immer gleichen Fragen da. Es ist und bleibt die größte und schwerste Bürde in unserem Leben. Als Eltern, die ohne jegliche Abschiedsworte verlassen wurden, sucht man zwangsläufig bei sich selbst. Es ist für uns nicht nachvollziehbar, was dich so belastet hat, dass du nur noch diesen Ausweg gesehen hast. Wir graben immer wieder in der Vergangenheit, obwohl wir wissen, dass es nichts bringt, wir wollen es doch verstehen können und genau dort werden wir gestoppt. Dieser Umstand macht mürbe. Abgesehen von den Gedanken, was mal ist, wenn wir alt, krank und dement sind. Sicherlich sind es egoistische Gedanken. Jetzt in diesen Fußballtagen fehlst du uns auch sehr, was hätten wir für Spaß und Dikussionen gehabt, eben nur hätten. Das Einzige, was Hoffnung macht ist, dass wir uns irgendwann wieder sehen, auch wenn es für uns noch ewig hier sein kann. In der Hoffnung, dass du im Licht stehst und nur Liebe und Wärme erfährst entzünden wir dir heute diese Kerze und grüßen dich in unendlicher Traurigkeit. Deine verwaisten Eltern.
