Hauptsitz Apolda

Hermstedter Str. 38
99510 Apolda

Filiale Weimar

Leibnizallee 22
99425 Weimar
jederzeit nach telefonischer Vereinbarung

(0 36 44) 5 03 90
(0 36 43) 49 37 88

Kerze löschen

Sind Sie sicher, dass Sie diese Kerze löschen möchten?

Andreas Rieselergestorben am 17. November 2014

Beitrag

Geliebter Andreas, nun stehen wir kurz vor deinem siebenten Sterbetag. Morgen vor sieben Jahren durften wir zum letzten Mal mit dir telefonieren, nichts ahnend, dass wir uns keine 24 Stunden später in einer für völlig fremden Welt wiederfinden werden. Es ist weiterhin schwer zu wissen, dass wir uns hier nicht wiedersehen werden. Das riesige Loch, das du in unserem Leben und im Leben derer die dich schätzten hinterlassen hast schließt sich nicht. Es wäre gelogen, wenn wir sagen, dass wir nur schwarze Tage haben. Mittlerweile haben wir gelernt unser neues Leben zu ertragen, mit allen Höhen und Tiefen, aber der Schmerz und die unendliche Sehnsucht lassen nicht nach, im Gegenteil. Dann laufen die Geschehnisse von vor sieben Jahren wie Filme ab.
Am Wochenende waren wir im Wald und haben Moos geholt, um dich zudecken zu können. Es ist erschreckend, wie wir dein gedecktes Grab auch noch als friedlich empfinden können. Trauernde Eltern haben vermutlich auch einen Dachschaden.
Ich hatte heute ein gutes Gespräch und werde mich beruflich noch einmal verändern. Nach deinem Weggang hätte ich alles hinschmeißen können. Ich kann gar nicht beschreiben, wie egal mir alles war. Nun, nach sieben Jahren habe ich es endlich geschafft und fühle mich sehr wohl mit dieser Veränderung. Dann wurde es vermutlich höchste Zeit.
Der Coronawahnsinn hat uns mittlerweile auch wieder fester denn je im Griff. Diese Zeiten zerren an der Psyche der Menschen und ich will gar nicht hat wissen, wieviel Suizide diese Zeiten und Entscheidungen nach sich ziehen. Es kostet zusätzlich viel Kraft, sich in dieser Thematik gut abzugrenzen. Unsere wilden Jahre sind ja vorbei und wir haben schon einmal ein anderes System bewusst erlebt, aber die vielen jungen Menschen, deren Leben erst losgeht und etwas erleben und unternehmen wollen, die tun mit leid. Die tatsächlichen Folgen und Schäden lassen sich vermutlich erst in Jahren beziffern. Aber das soll auch nicht unser Problem sein. Unsere eigene Baustelle ist groß genug, um sich abzuarbeiten.
Erschrocken haben wir nun schon sieben Jahre ohne dich überlebt und sind weiterhin verwundert, dass das Leben einfach so weiter geht. In der Hoffnung, dass es dir gut und wir uns irgendwann wiedersehen schließen wir mit Tränen in den Augen unsere heutigen Zeilen. Du fehlst und das bleibt so bis an das Ende unserer Tage.
Deine traurigen Eltern.