Lieber Andreas, die Woche ist mit all ihren Höhen und Tiefen geschafft. Wir trotten so vor uns hin. Der dritte Frühling ohne dich steht vor der Tür und hat an diesem Wochenende schon mal gezeigt, wie es sein könnte, wenn er endlich da ist. Die Sonnenstrahlen haben gut getan. Oma und ich haben den sonnigen Samstag in Weimar verbracht, Papa durfte leider arbeiten. Beim Kaffee trinken im Giancarlo hatte ich unser letztes Treffen dort sofort auf dem Schirm. Ich habe zwar geschaut, aber da kommt niemals mehr ein strahlender Anderas auf mich zu. Es gibt so viele Orte, an denen schöne, wenn auch schmerzvolle Erinnerungen uns immer wieder einholen und uns immer wieder erschütternd vor Augen führen, welchen Verlust wir erlitten haben und wie hoffnungslos unser neues Leben ist. Ob wir überhaupt noch Hoffnung haben dürfen? Auf was überhaupt? Wir haben doch nur noch zu lernen, unser Leben so anzunehmen wie es ist und, wenn man es mal realistisch betrachtet, warten wir doch hier nur noch, dass wir irgendwann zu dir dürfen. Die tägliche Beschäftigung namens Arbeit verkürzt uns dabei die Wartezeit und lenkt uns etwas ab. Gott sei Dank haben wir noch die zwei Fellnasen, so müssen wir uns immer noch mit dem Thema Verantwortung auseinander setzen und können uns nicht gehen lassen. Diesen Kampf hast du nicht. Wir hoffen so sehr, dass du frei bist und senden dir, damit du weiter deinen Weg findest, auch diese Woche ein Licht, das dir deinen Weg erhellen soll. Sei liebevoll umarmt von deinen verwaisten Eltern.
