Geliebter Andreas, wir sind wieder im November und leben nunmehr schon 8 Jahre, ohne dich hier zu haben. Unfassbar, wie ein Jahr nach dem anderen vergeht und wir einfach immer noch hier sind. Nie hätten wir gedacht, dass wir deine Entscheidung überleben, aber wir sind noch hier. Und doch ist und bleibt unser Leben ein Anderes. Wir sind immer noch sehr oft in unserem alten Leben unterwegs. Der Blick nach vorn gelingt eher selten. Wofür auch, wir haben nur noch die Fellnasen, deren Zeit bei uns sich auch dem Ende neigt. Nach uns ist Feierabend, eine Gewissheit die lähmt und mitunter Gleichgültigkeit erzeugt. Wir sind noch immer nicht in der Lage, deine Schuhe aus dem Schuhschrank zu nehmen, gar deine Sache durchzusehen geschweige ganz wegzugeben. Natürlich ist uns durchaus klar, dass du die Sachen hier nicht mehr benötigst, dennoch können wir diese nicht hergeben. Das ist einfach zu schwer. Es tut weiterhin unsagbar weh, du fehlst uns so sehr und das wird so bleiben. Unser Leben ist ruhig, abgesehen von ein paar Veranstaltungen, sehr ruhig. Die meisten Freunde wohnen weit weg, Besuche sind aufgrund des fortgeschrittenen Alters von Oma vorerst nicht möglich. Da sind wir schon froh, wenn hier mal jemand vorbeischaut.
Hinzu kommt die aktuelle Situation hier in der man aufpassen muss, dass man nicht den Mut verliert.
Mit Steffi haben wir immer noch sehr guten Kontakt, wofür wir sehr dankbar sind. Sie hat endlich wieder einen Partner an ihrer Seite, was wir ihr sehr gönnen. Alex ist erwachsen und lebt ihr eigenes Leben. Es geht doch irgendwie immer weiter. Das ist schon seltsam.
Ob deine Jungs sich hin und wieder noch treffen weiß ich leider nicht. Der Coronaalarm der letzen zwei Jahre hat auch viel kaputt gemacht. Um das weiter zu vertiefen ist hier nicht der richtige Platz und es ist es auch nicht wert, weil das alles nichts ist gegen das, womit wir bis an unser Ende leben und klar kommen müssen. Der Vergleich hingt, doch wir empfinden ist so.
Dein Grab haben wir abgedeckt, alles sieht so friedlich aus und doch ist es ganz anders. Die Sehnsucht kostet Kraft und frisst uns bald auf. Wir lieben und vermissen dich unendlich. In der Hoffnung, dass es dir gut geht verabschieden sich deine zurückgelassenen Eltern.