Lieber Andreas,
es ist Sonntag und der Tatort-Krimi läuft im Hintergrund, und wir sitzen mit den Fellträgern im Garten. Eine Woche Urlaub ist vorbei und morgen klingelt wieder der Wecker, alles Banalitäten, aber uns hebt kaum etwas aus dem Alltagstrott. Auch die Selbsthilfegruppe wird immer größer und erschreckt uns immer wieder. Wir sind nicht die einzigen mit diesem auf und ab. Freddy hat jetzt sein Zeugnis und Abi-ball und eine Woche Party-Urlaub hinter sich, für uns war es ein schweres Datum, der 17. des Monat ist immer wieder schwer zu ertragen und die Gedanken fliegen zurück...
Im Baumarkt haben wir eine neue Grablaterne gefunden und dir mitgebracht, solche Kleinigkeiten, die wenigsten deinen Weg erhellen, sind für uns wichtig geworden.
Wie die Zeit vergeht und du nicht älter wirst, macht uns Frauke bewusst, die jetzt schon mit einem Roller auf dem Feldweg übt. Ich sehe uns dann mit der blauen Schwalbe auf dem Weg nach Oberroßla, oder die Klänge, wenn du zur Schule gestartet bist - Helm und Parka sind noch da... und eine Foto mit Lockenmähne unterm Helm ist uns geblieben. Sicherlich schmunzeln wir beim Betrachten der Bilder oder auch beim Erzählen der alten Kamellen mal, aber uns wird dann doch immer schwer ums Herz, es ist alles Vergangenheit und es gibt keine Fortsetzung und keine neuen Geschichten von und mit dir. Alles ist endlich, aber so, und in der "falschen Reihenfolge".
Du verpasst wieder die Ferien oder einen Bernsteinsucher-Urlaub an der Ostsee...
Wir vermissen dich schmerzlich
In Liebe deine Eltern
