Geliebter Andreas, es kann sich niemand vorstellen, wie ich es hatte deinen Namen auf der Seite des Bestattungshauses einzugeben und dennoch muss es sein. Irgendwo müssen wir unsere wirren Gedanken und Gefühle niederschreiben. Papa beginnt morgen eine neue Anstellung, also Daumen drücken, dass alles gut klappt. Um uns herum passiert so einiges. Marion hat Nierenkrebs und wir wissen noch nicht wo die Reise hingeht. Achim mit seinem Magenkrebs kommt auch nicht auf die Beine. Jetzt kommen auch noch die Einschläge im Freundeskreis. Es ist einfach bescheiden schön auf diesem Planeten. Ich frage mich so oft, was wir hier eigentlich sollen? Das kann doch nicht der Ernst des Herrn sein, dass er uns hier runter und mit solchen Aufgaben durch das Leben schickt. Dabei ist dein Suizid bei weitem die schwerste Aufgabe und wir können es einfach immer noch nicht wirklich begreifen. Täglich sitzen wir vor deinem Grab, nach wie vor fassungslos und freuen uns, wenn wenigstens die Bepflanzung gut gedeiht. Das ist doch nicht normal. Die Schränke sind nach wie vor voll mit deinen Sachen, wir können es einfach uns anfassen. Wir werden da auch teilweise ungeduldig mit uns selbst, dass wir einfach nicht in der Lage sind, dies anzugehen. EGAL - irgendwann wir es schon gehen. Es hilft uns auch nicht weiter, wenn wir die Sachen komplett so lassen. Dich kriegen wir nie wieder, wir sehen uns wohl erst, wenn wir abberufen werden. Dieser Schmerz, wieviel können wir davon noch ertragen? Diese Last auf der Seele und diese Traurigkeit. Täglich tragen wir eine Maske, weil es diese Welt von uns so erwartet. Werden ja schließlich drei Jahre und dann muss es doch auch langsam gut sein. Es wird einfach nichts gut, es ist eben alles anders. Dennoch gibt es auch dieses oder jenes, was uns aus unserem Trübsinn rausholt, auch wenn es schwer fällt. Gestern waren wir mit Netti bei Tumpling Dice und anschließend spielte Peter Zahn als Mariuzz. Es war Klasse, auch wenn es ununterbrochen genieselt und geregnet hat. Nun ist wieder Sonntag und wieder eine Woche in unserem Leben weniger - hat auch was. Wir hoffen nach wie vor, dass du frei bist und geben dir auch diese Woche, damit du weiter deinen Weg findest, eine Kerze - voll mit Liebe, aber auch Trauer auf den Weg. Deine dich immer liebenden Eltern