Lieber Andreas, eine trübe Woche liegt hinter uns. Heute schien mal die Sonne, eine Wohltat. Zur allgemeinen Traurigkeit kommt noch eine Wetterlage, die einen nicht gerade Lebensenergie entwickeln lässt. Das Jahr 2018 läuft so, wie die Jahre zuvor. Es ist eben alles irgendwie trostlos, wir funktionieren und fragen uns regelmäßig, wie man das alles aushalten kann. Eine Antwort darauf haben wir nicht. Sicherlich wäre unser Leben nicht wirklich aufregender, wenn du noch auf dieser Welt wärst, aber du wärst da, vollkommen egal wo. So beschäftigt uns die Be- und Verarbeitung unseres Schmerzes, das aushalten einer nicht endenden Sehnsucht, der körperliche Schmerz und immer wieder die Frage, was dich so bekümmert hat, dass du nur im Suizid eine Lösung gesehen hast. Ich lese natürlich immer noch. Das Einzige, was mir klar ist, dass ein Suizid keine kurzfristige Entscheidung ist und dies macht mich dann noch trauriger, da du vermutlich schon lange seelischen Kummer hattest und dich anstatt um deine Seele um dein Studium und sonstigen Kram gekümmert hast. Was muss dich das für Kraft gekostet haben. Ich habe aber auch die Erkenntnis gewonnen, dass suizidale Menschen sehr selten hier bleiben. Es bleibt nur zu hoffen, dass du frei bist und keinen Kummer hast. Achim hat es leider auch nicht geschafft. Der Krebs hat ihm alles abverlangt. Auch ihm wünschen wir, dass er im Licht ist und es wäre doch toll, wenn ihr euch bei allem Leid von uns Erdlingen gemeinsam auf die weitere Reise begeben könntet. Für deinen weiteren Weg auch heute ein Licht voller Liebe, Sehnsucht, Schmerz und Trauer von uns. Deine zurückgelassenen Eltern.