Lieber Andreas, eine weitere Frühlingswoche liegt hinter uns, die Sonne scheint noch immer. Es ist schon furchtbar zu wissen, dass du diese Sonne hier nie wieder sehen wirst. Heute in 7 Tagen wird Oma 85 Jahre und wir werden dich wieder schmerzlich vermissen. Es wäre sicherlich nicht deine Veranstaltung, aber im ersten Leben hättest du es nicht versäumt, dich sehen zu lassen. Dies wird nun nicht mehr stattfinden. Die Zeit rinnt uns durch die Finger. Es ist täglich ein Kampf, das Leben ohne dich anzugehen. Wir stellen uns immer vor, wie du jetzt aussehen würdest, was du vielleicht getan hättest und kommen immer zu dem Ergebnis, dass du hier wirklich viel zurückgelassen hast und viel verpasst. Und immer wieder hören wir von Suiziden, es ist furchtbar, dass die Natur uns diese Möglichkeit eingerichtet hat. Wenn ich mir nur unseren bisherigen Weg vor die Augen führe und dann an die Ereignisse nach deinem Fortgang denke, treibt es mir die Tränen in die Augen. Unser Dasein ist schon seltsam. Anders kann es nicht betitelt werden. Der Antrieb fehlt einfach. Wir hätten auch mal nicht erwartet, dass der Friedhof unser zweites zu Hause wird. Dies ist eben der Ort, wo wir unseren Gefühlen und Gedanken ganz in Ruhe nachhängen können. Das alles ändert nichts daran, dass du uns unsagbar fehlst. Deinen Verlust werden wir nie verwinden. Wir können deine Entscheidung nur akzeptieren. Im Mai schaffen wir es endlich wieder in die Selbsthilfegruppe, diese Schicksalsgemeinschaft ist einfach nicht zu beschreiben, aber wichtig für unser überleben. Für deinen Weg senden wir dir in unendlicher Sehnsucht, aber voller Liebe und mit Trauer diese Kerze. Wir würden sonst was geben, wenn wir nur sicher sein können, dass es dir gut geht. Deine zurückgelassenen Eltern.
