Lieber Andreas, es geht uns zur Zeit nicht wirklich gut. Ständig sind wir mit den Gedanken bei dir. Es ist nun fast so weit und ich werde das 5. Lebensjahrzehnt vollenden. Ich weiß zwar noch nicht, wie ich diesen doch etwas anderen Geburtstag in der Gewissheit, dass du nicht anrufst und auch nicht körperlich dabei sein wirst überstehen soll, aber ich muss es überleben. Es ist nicht die 50., nein weiß Gott nicht, da bin ich froh, dass ich dir wieder ein Stück näher kommen darf. Es wieder ein Tag, an dem wir dich noch mehr als sonst vermissen werden. Zwischenzeitlich ist es etwas kühler geworden und so konnten wir heute endlich wieder deine Kerze auf dem Friedhof wieder entzünden. Kerzen bringen Trost, Frieden und Ruhe. Ich war gestern in Leipzig und habe mich mit einer Freundin getroffen. Es war anstrengend und schön zugleich. Sie hat auch schon reichlich Erfahrung mit dem Tod gesammelt, zwar nicht im suzidalen Bereich, aber sie hat bereits ihren Bruder und ihre Mutter beim Sterben begleitet und stand selbst schon mit einer Krebserkrankung da. Wir haben zusammen geheult und dann auch zusammen gelacht. Am Freitag war ich dann endlich mal zu etwas nutze und habe Steffi und Jule in Ködderitzsch von Polterabend abgeholt. Es ist schon gut, wenn man auch mal gebraucht wird. Dieses Gefühl der Nutzlosigkeit kommt einfach immer wieder. Sicherlich liegt es daran, dass wir wissen, dass nach uns nichts mehr kommt. Warum haben wir Menschen nur immer diesen Gedanken, dass wir irgendetwas auf dieser Erde hinterlassen müssen. Ist doch völlig schwachsinnig, aber man muss davon erst einmal loskommen. Es ist wohl eher das Bestreben, etwas getan zu haben, an dem sich auch jüngere Generationen gern erfreuen. Das einzig wirklich erfreuliche ist, dass wir ab dem 03. September Urlaub haben und mal die Seele baumeln lassen können. Es bleibt uns nur, unsere Gedanken hier niederzuschreiben und als Zeichen unserer Sehnsucht und grenzenlosen Liebe dir eine weitere Kerze für deinen Weg zu senden. Deine zurückgelassenen Eltern
