Lieber Andreas, das erste halbe Jahr von 2020 ist rum. Bisher waren es doch recht wirre Monate. Das Coronavirus hält die Welt weiterhin in Atem. Es scheint, als gäbe es gar keine anderen Probleme auf diesem Planeten. In den letzten Tagen hatte ich sehr reichlich zu tun. Marion musste nach Bad Berka in die Klinik und sich dort einer Lungen-OP unterziehen. In der Klinik wurde sie von Robert betreut. Sie hat ihn gar nicht erkannt. Naja, es sind ja auch etliche Jahre vergangen, als wir bei Achim und Marion noch vollzählig eine Raupe gemacht haben. Nun ist sie erst einmal wieder zu Hause und es wird etwas einfacher für uns. Unser Problem ist nicht das Virus, unser Problem ist, dass du nicht mehr hier bist. Es ist schon erstaunlich, wie gleichgültig die Trauer machen kann. Wir sehen unser Leben wahrscheinlich auch ganz anders als Menschen, die diese Erfahrung nicht machen mussten. Die sorgen sich dann eher um ihren Urlaub, was für natürlich gänzlich unverständlich ist. Die Zeiten sind schwer und keiner weiß so richtig, wo die Reise hin geht und wir können nur hoffen, dass diese Krise hier ein gutes Ende nimmt. Täglich frage ich mich auf dem Friedhof, was ich da eigentlich tue. Es fühlt sich nach wie vor falsch an und doch ist es endgültig und wir müssen damit leben. Ich selbst habe ja im 2. Halbjahr eh immer mehr zu kämpfen als in den ersten sechs Monaten des Jahres. Das hängt sicherlich damit zusammen, dass unsere wichtigen Tage alle im 2. Halbjahr liegen. Wir suchen auch im Jahr 6 nach deiner Entscheidung nach einem gangbaren Weg. Es ist und bleibt schwer. Wir hoffen, dass es dir gut geht und senden dir für deinen weiteren Weg diese Kerze. Du fehlst uns so sehr. Deine traurigen Eltern
