Lieber Andreas, die Monate, Wochen und Tag ziehen an uns vorbei, die Zeit vergeht wie im Flug. Ich habe meinen gestrigen Geburtstag dank der lieben Menschen um uns gut überstanden. Wir haben in den gewohnten Runden zusammengefunden. Das obligatorische Frühstück und dann eine kleine gemütliche Abendrunde. Aber ein Platz war eben wieder leer. Steffi musste sicherlich arbeiten, sonst wäre sie bestimmt vorbei gekommen. Sylke hatte mir Karten für das Sommertheater von Kurz und Klein in Kapellendorf geschenkt und das haben wir uns dann auch gleich im Coronawahn gegeben. Der Abend war schön, wobei wir uns einig waren, dass wir schon wesentlich bessere Programme von diesem kleinen Kabarett gesehen haben. Richtig dolle gefreut habe ich mich, dass meine Freundin Ute aus Kindertagen da war. Wir hatten wirklich mal 2 unbeschwerte Tage und ich denke, dass wir uns dies auch mal gönnen dürfen. Dennoch sind die Tage vor deinem Geburtstag immer wieder schwer und werden dies auch immer bleiben. Es wäre auch nicht normal, wenn diese Empfindungen weichen würden. Das wir dich ohne ein Wort verloren haben werden wir nie verwinden und wenn es uns mal gut geht, dann haben wir im Nachgang ein schlechtes Gewissen, da es ja nicht wirklich sein kann, dass es uns auch mal gut gehen darf. Es ist so unendlich schwer mit unserer Situation leben zu können, aber wir müssen. Wir haben jetzt - wie jedes Jahr - Urlaub. Zur Naht bringen wir eh nichts, da sind wir hier schon besser aufgehoben. Unser Urlaubswetter ist auch schon da, es regnet. Die Tage werden auch schon wieder merklich kürzer. Die dunkle Jahreszeit rückt näher. Das ist seid 6 Jahren der belastenste Zeitabschnitt im Jahr. Leider gibt es kein zurück, wir müssen unseren Schmerz, unsere Traurigkeit und unsere Sehnsucht aushalten und hoffen, dass wir uns irgendwann wiedersehen. In der Hoffnung, dass du deinen Weg sorgenfrei gehen kannst senden wir dir diese Kerze von voller Liebe, Sehnsucht und Trauer. Du fehlst uns allen unbeschreiblich doll. Deine zurückgelassenen Eltern.
