Lieber Andreas, wieder einmal kurz vor Sonntagsende und wieder das Bedürfnis unsere Traurigkeit niederzuschreiben. Wenn diese Kerze Töne senden könnte würden wir schreien. Die Zeit rennt dahin und wir sind gefühlt keinen Schritt weiter. Weiter im Sinne von zurecht finden. Meine neuen "literarischen Trauerbegleiter" sind eingetroffen. Eines, was hier noch lag, habe ich letzte Woche gelesen. Ich habe streckenweise fürchterlich geheult, so wie ich es jetzt auch tue. Die Frage, was bringt es, sich mit solcher Literatur zu befassen? Sicherlich nichts, außer immer neuen Schmerz und versinken in wohl niemals leichter werdende Trauer. Es tut so sehr weh, dass man schreien möchte. Heute , als wir zu deinem Grab liefen, hat uns Familie Dietsch so herrlich bedauernd an- u. nachgesehen. Vielleicht bin ich aber auch nur zur Zeit sehr dünnhäutig und leide etwas unter Verfolgungswahn. Ich kann es selbst nicht sagen. Wir möchten so gerne glauben, dass es nicht dein Ziel war, uns weh zu tun. Doch wie sollen wir es glauben, so wortlos, wie du gegangen bist. Und da ist sie wieder, diese Frage nach dem Warum!? Das erleben eines völligen versagens als Eltern. Was waren wir nur für Eltern? Eltern, die nicht erkannt haben, dass es ihrem wertvollsten Wesen nicht gut geht. Und doch hilft es alles nichts. Wir sind hier und müssen mit der Bürde leben. In der Hoffnung, dass du frei bist und dem festen Glauben, dass diese Kerze dir deinen Weg weiter erhellt umarmen wir dich in endloser Liebe. Deine gbrochenen Eltern.