Lieber Andreas, heute ist ein sonniger Hochsommertag. Ein Tag an dem man vor Kraft strotzen sollte, genau das Gegenteil ist der Fall. Ich selbst habe heute wieder mit Heulattacken zu kämpfen. Es springt mich einfach an. Geht nicht anders. Dies ist natürlich auch ein eindeutiger Hinweis darauf, dass wir immer noch nicht an einem Punkt sind, an dem wir nach vorne schauen. Wir hangeln uns einfach so durch und es kostet so viel Kraft. Die fehlst uns so sehr. Sicherlich warst du nur noch selten zu Hause, aber du warst da. Und jetzt? Jetzt bist sicherlich auch irgendwo, aber für uns nicht zu erreichen. Es tut so furchtbar weh. Wir haben es schon so oft niedergeschrieben und für manch einen ist es sicherlich auch nicht nachvollziehbar. Es wird aber nie mehr gut. Es wird vielleicht besser, aber nie mehr gut. Deine beiden Mädels machen Urlaub. Gestern waren Steffi und Alex kurz hier und wir haben so schön gelacht, wie Alex vorgemacht hat, wenn dich Sand an den Füßen plagte, oder die Stranddecke nicht korrekt lag. Herrlich. Diese Woche kam eine Einladung zu Freddy´s 18. Geburtstag. Ich bin mir nicht sicher, ob ich diese Festivität aushalten werden. Notfalls muss Papa allein gehen. Es wirft mich alles immer so zurück und ich blicke immer nur nach hinten. Ich bin ja so froh, dass wir so viele tolle Erinnerungen an dich haben, aber ein Leben ausschließlich in der Vergangenheit kann auf Dauer auch nicht gut sein. Heute nun geht die Fußball-EM zu Ende. Der Weltmeister ist schon zu Hause. Nun machen die Portugiesen und die Franzosen die Sache unter sich aus. Ja, und so geht es hier immer weiter, wie die unterbelichtete Wesen gehen wir jeden Tag unserer vermeintlichen Pflicht nach und müssen verdammt aufpassen, dass wir uns nicht verlieren. Dein Weg soll auch diese Woche mit einer Kerze von uns erhellt werden und so umarmen und grüßen dich deine traurigen Eltern.