Lieber Andreas, alles Gute zu deinem 32. Geburtstag. Es ist unfassbar, dass wir schon das siebente Mal deinen Geburtstag ohne dich begehen. Wir werden es wohl niemals verwinden, dass du dich für den Weggang entschieden hast. Doch auch dieser Tag hat nur 24 Stunden. Es ist wieder ein Tag zwischen Baum und Borke. Ich habe dir seid geraumer Zeit keine Zeilen hinterlassen, weil ich einfach unheimlich viel zu tun habe und kaputt bin. Andererseits passiert auch nichts in unserem Leben. Unsere Gefühlswelt haben wir unzählige Male geschildert, Besserung ist nicht in Sicht. Wir sind eingerichtet zwischen Sehnsucht, Trauer und Alltag. So langsam ziehen die nächsten dunklen Fronten auf. Die Fellnasen, unsere treuen Begleiter und Tröster, sind auch in die Jahre gekommen und wir können uns so langsam auf die nächsten Verluste einstellen. Deine Oma ist ebenfalls im fortgeschrittenen Alter, so dass hier auch täglich etwas passieren kann, sie baut körperlich mehr und mehr ab, was sie aber auch darf. Wenn wir eine Lektion gelernt haben, dann die, dass das Leben ein Arschloch sein kann und Gedankenverschwendung an die Zukunft nichts bringt. Die Zeiten sind rau, Corona hat uns weiter im Griff, die Volksverblödung scheint grenzenlos, von dem täglich neuen Ideenalarm unserer Oberen ganz abgesehen. Wir sind dankbar, dass wir die DDR noch bei vollem Bewusstsein erlebt haben, da fällt einem ein back to the roots nicht ganz so schwer. Ich weiß nicht, wo das alles enden wird, aber gut wird es bestimmt nicht.
Mit Steffi haben hin und wieder Kontakt. Sie ist jetzt nicht mehr allein und das freut uns sehr für sie. Alex macht ihr das Leben manchmal nicht gerade leicht, doch zwei starke Charaktere auf engem Raum können auch eine Herausforderung sein. Ich musste diese Woche dein Grab etwas neu bepflanzen. Der kalte nasse Sommer und die Schnecken haben den Pflanzen stark zugesetzt, nicht mal die machen, was sie sollen. Am Vormittag werden wir bei dir sein, am Nachmittag machen wir dann mal etwas sinnvolles und helfen Marie beim Umzug. Zu irgendetwas müssen wir nütze sein. Selbstverständlich gibt auch ein Bierchen und ein Pfeifchen, aber vegetarische Rostwurst fällt aus. Du bist unser allergrößtes Geschenk gewesen und bleibst dies auch, wir vermissen dich unendlich und so schließen wir für heute in liebevollen Erinnerungen und Gedanken an dich. In der Hoffnung, dass es dir gut, grüßen und umarmen dich deine zurückgelassenen Eltern.