Lieber Andreas, nun rückt es immer näher, das uns so sehr belastende Ereignis unseres Lebens. Ich habe wieder Urlaub, da ich eh nichts zur Naht bringe. Da ist es besser, die Tage zu Hause zu verbringen, da können wir uns gehen lassen und unserer Trauer hingeben, ohne die Umwelt damit zu belasten. Fast zwei Jahre ohne dich bei uns zu wissen überlebt, einfach unfassbar. Das Leben geht einfach weiter. Keiner weiß, wie wir es bis hier hin geschafft haben. Wir verstehen es ja selbst nicht. Am Mittwoch gehen wir noch einmal zur Selbsthilfegruppen, dort werden wir sicherlich noch einmal gestärkt und werden seelischen Beistand erfahren. Dann schließt sich die für uns scheußliche Weihnachtsvorfreude an und der Abschluss eines weiteren Jahres steht bevor. Der belastendste Tag ist jedoch der 17.11. Am Wochenende waren wir in Niedersachsen bei Dagmar und Martin. Du warst selbstverständlich wieder mit dabei. Es war ein gutes Wochenende und wir hatten Luftveränderung. Die Heimreise haben wir über Sachsen-Anhalt angetreten. Sergio hatte auf der Jagd eine Reh erlegt und das haben gleich abgeholt. Dann noch ein Stopp in Güterglück und ab nach Hause. Die Jungs und Oma haben uns sehnsüchtig erwartet. Dann sind wir erst einmal zu deinem Grab gegangen und standen fassungs- und hilflos da. Wir sind da irgendwie falsch. Die Rollenverteilung passt einfach nicht. In Erwarung einer grausamen Woche und der nicht endenden Hoffnung, dass es dir gut geht und wir uns irgendwann wiedersehen geben wir dir eine Kerze mit auf den weiteren Weg. In ewiger Liebe und wohl nie endender Trauer deine zurückgelassenen Eltern
