Lieber Andreas, kaum das wir das eine überstanden haben, kommt die nächste anstrengende Phase. Die Adventszeit ist da. Heute der erste Advent 2016. Advent = Ankunft, auf wessen Ankunft warten wir? Wir wissen es nicht. Wir sehen es wohl eher anders herum, als es sein soll. Wir warten auf unsere Ankunft in deiner Welt. Die Sehnsucht ist unerträglich. Die kurzen Tage geben einem dann den Rest. Die Zeit rinnt uns durch die Finger, das Leben rauscht an uns vorbei. Aber so ist es nun einmal, unsere Aufgabe ist es eben, mit diesem Leben hier zurecht zu kommen. Natürlich gibt es auch Stunden, an denen wir befreiter durch die Zeit gehen. Gestern waren wir in Nerkewitz zum Weihnachtsmarkt mit Sylke. Es war richtig schön, wir haben Bekannte getroffen und uns gut unterhalten. Etwas Glühwein war auch im Spiel, auch wenn ich das Zeug nicht wirklich gerne trinke. Papa hatte sich freiwillig bereiterklärt, das Kfz zu steuern. Nun werde ich anfangen und das Geburtstagsgeschenk für Gila nähen. Es ist ein willkommene Abwechslung und es tut gut, anderen Menschen eine kleine Freude zu machen. Mit dem selbstgenähten Fleecepullover für Steffi haben wir voll ins Schwarze getroffen. Sie hat sich riesig gefreut, und das hat uns wieder gefreut, so ist allen eine kleine Freude geblieben. Es ist einfach schwer nach vorn zu schauen. Gerade in solchen Zeiten, wie sie jetzt vor uns liegen, quält einen die Erinnerung täglich. Erinnerung ist wunderschön, kann aber auch anstrengend sein. Wir haben nur noch die Möglichkeit, dir an deinem Grab und hier ein Licht zu senden, das dich auf deiner Reise begleitet und dir unsere endlose Liebe zeigt. Sie ganz lieb umarmt von deinen zurückgebliebenen Eltern.
