Lieber Andreas, auch das Jahr 2022 läuft ohne durch einfach so durch. Zwar scheint die Welt aus den Fugen und dennoch leben wir unseren Trott. Das achte Osterfest ohne dich haben wir hinter uns. Es war wie immer ruhig. Wenigstens passte das Wetter halbwegs. Ich habe mittlerweile den Job gewechselt und muss dadurch nicht mehr nach Erfurt fahren. Dennoch wird das Leben nicht einfacher. Deine Lücke bleibt und ist nicht zu schließen, Oma wird langsam etwas wirr und die Katzen werden auch älter. Teddy macht uns Kummer und ich denke, dass er uns im Laufe des Jahres verlassen wird. Mal wieder ein Abschied, auch wenn es sich um eine Fellnase handelt, aber sie waren da und haben uns über die schwerste Zeit geholfen.
Nun haben wir auch endlich wieder Krieg, der Schauplatz ist nicht wirklich weit weg und wir können wohl froh sein, wenn wir nicht auch noch einen über die Mütze kriegen. Nichts läuft in diesem Land, nur die Rüstungsindustrie und reichlich Waffenlieferungen. Wir haben hier reichlich Inflation mit all den Folgen, die auf uns zurollen. Aus der Geschichte haben wir wohl noch immer nichts gelernt und wenn doch, dann haben wir es offensichtlich vergessen.
Papa war in der vergangenen Woche mal in Güterglück. Opa Heinz ist nun auch 83 Jahre und hat mit sich zu tun, Oma Anne ist auch nicht mehr gut beisammen und so hat hier jeder weiterhin sein Päckchen zu tragen.
Ich hoffe so sehr, dass eine Seele frei ist und du deinen Weg gehen kannst, so wie wir unseren hier allein gehen müssen. Du fehlst und der Schmerz bleibt. Fühl dich umarmt von deinen zurückgelassenen Eltern.
