Lieber Andreas, wir vermissen dich unendlich. Wo sollen wir nur mit unserem Schmerz hin? Wöchentlich schreiben wir hier unser Seelenchaos nieder. Irgendwo müssen wir es los werden. Die Umwelt hat ihr Leben und es ist gut so. Wir haben unseres, eben etwas anders. In dieser Welt regieren nur noch Gewalt, Mord und Todschlag. Es ist einfach eine schlimme Zeit. Vielleicht sind wir aufgrund des Handels eines Irren schneller bei dir, als wir es uns vorstellen können. Wobei wir hoffen, dass uns die Erfahrung eines Krieges erspart bleibt. Gestern haben wir hier zu Hause mal ein paar Frühlingsboten in die Erde gebracht. Ich brauchte einfach mal etwas Farbe. Das macht es alles nicht einfacher, aber man hat was zu tun. Am Mittwoch hatten wir SHG. Da stellten wir uns die Frage, ob es in unserem Leben anders wäre, wenn wir deinen Weggang nicht hätten. Wahrscheinlich würden wir das Leben nicht anders leben, denn einen Suizid hat niemand auf dem Plan. Es trifft wohl zu 99 % unvorbereitet ein. Für uns Zurückgelassenen bleibt nur die Sehnsucht nach dir, der Schmerz der Trauer, die Gedanken über das eigene Weiterleben, das Suchen nach möglichen Gründen, die vielleicht eigene Schuld. Tausende Gedanken treiben uns mal mehr und mal weniger um. Morgens bist du der erste Gedanken, abends der letzte und wenn wir nachts nicht durchschlafen bist du ebenfalls immer da. Es bleibt schwer, mit deinem Verlust zu leben. Wir leben eben nicht für die Zukunft, sondern in der Vergangenheit, weil wir dich da noch haben durften. Es ist schon nicht einfach, nicht durchzudrehen. Allein die Hoffnung und er Glaube, dass deine Seele frei ist, lässt uns hier durchhalten. Und so senden wir dir für deinen Weg ein Licht. Deine zurückgelassenen Eltern.
