Lieber Andreas, wir sind voll in der zweiten Hälfte des Jahres. Diese ist immer die schwerer zu meistern. Es ist noch Zeit, aber es geht in Richtung unser aller Geburtstage. Einfach gruselig. Wir müssen da durch. An feiern ist nicht zu denken. Dies sind nur noch Stresstage, von denen man hofft, dass sie schnell vorbei gehen. Ich suche mir Beschäftigung, habe neuen Stoff bestellt und will die Nähmaschinen mal wieder etwas quälen. Dabei vergeht wenigstens die Zeit. Nächste Woche, am Freitag gehen wir zu Adel Tawil. Steffi geht auch mit. Ich weiß nicht, ob ich es aushalte. Wir werden es sehen. Ich habe mir auch wieder neue Bücher bestellt, es ist jedes Jahr der selbe Ablauf. Dabei weiß ich ganz genau, dass es mich keinen Milimeter voranbringt. Dennoch tue ich es. Dieses Leben ist einfach nicht mehr schön. Es ist eben ganz anders. Meine Mutter geht mir auf die Nerven, genau so, wie sie dich des Öfteren genervt hat. Meine Nerven liegen einfach blank und da wird man auch mal ungerecht. Papa hat seinen neuen Job angetreten. Es tut ihm gut und das freut mich. Nicht so begeistert bin ich, weil er jeden Tag auf der Autobahn unterwegs ist. Ich hoffe einfach, dass ihm nichts passiert. Die Katzen haben jetzt auch reichlich zu tun. Die ersten Felder sind abgeerntet und geeggt, da verirren sich die Mäuse bis zu uns in den Garten. Teddy hat sich gestern eine schmecken lassen, Siggi fängt sie nur... Wir wollen auch diesen Sonntag nicht ohne ein Licht für dich zu Ende gehen lassen. In der Hoffnung, dass du Ruhe und Frieden hast senden wir dir dieses. Deine zurückgelassenen Eltern
