Lieber Andreas, mal wieder Wochenende. Die Zeit rast. Ich habe zur Zeit das Gefühl, dass wir nur noch hasten. Das piept mich gerade etwas sehr an. Mir fehlt einfach der Mut, daran was zu ändern. Es wird schon wieder besser werden. Die nächsten harten Tage stehen vor der Tür. Mein und etwas später dein Geburtstag. Dann eine kurze Ruhepause und dann haben wir auch schon wieder den 17.11. Die Gedanken sind wirr, wir sind teilweise unkonzentriert, aber das kennen wir ja nun schon. Ich werde 3. Der dritte Geburtstag ohne deine Stimme. Es ist so grausam und brutal. Ständig sind wir in der Vergangenheit unterwegs. Der Blick nach vorn will uns um diese Zeit nicht gelingen. Nico ist heute 20 Jahre alt geworden. Wir haben ihm eine kleine Aufmerksamkeit zukommen lassen. Wir brauchen nichts mehr, das, was wir gerne hätten, kriegen wir nicht mehr. Niemals hätten wir erwartet, dass uns das Leben einmal solch einen Knüppel zwischen die Beine donnert. Dies geht aber sicherlich 98 % der Suizidhinterbliebenen so. Es ist für uns nach wie vor unerklärlich, was einen wohl gesunden Menschen dazu bringt, diesen Weg zu gehen. Dieses warum ist es, was immer unerklärt bleiben wird und uns ständig umtreibt. Du wirst deine Gründe gehabt haben. Dennoch ist es so unfassbar schwer zu ertragen, dass du keinem von uns eine Chance gegeben hast. Diese Gedanken sind sicherlich egoistisch, aber du warst es irgendwie auch. Alex hat die Schule gewechselt und ist mit ihrer Entscheidung bisher zufrieden. Ein erstes Erfolgserlebnis gab es auch schon und das in Mathematik. Wir kriegen nächste Woche die Gartenpfofis und ich bekomme endlich meine Sitzmauer... Ja, so hauen wir uns die Zeit um die Ohren. Wir wünschen dir und uns, dass das du deinen Frieden findest und geben dir ein weiters Licht mit auf den weiteren Weg. Deine zurückgelassenen Eltern
