Lieber Andreas, nun ist schon wieder der erste Advent. Für die einen die Zeit der Vorfreude und Besinnung für die anderen mit die furchtbarste Zeit im ganzen Jahr. Wir versuchen diese Zeit so entspannt wie möglich hinter uns zu bringen. Das jährliche Weihnachtsfest kann nichts für unser seltsames Leben. Es ist eine schwere Zeit, wobei wir auch sagen können, dass es uns hin und wieder gelingt, auch die schönen Seiten dieser Zeit zu akzeptieren. Gestern waren wir am Abend in Nerkewitz im Adventsmarkt. Es ist dort trotz allem angenehm. Wir haben Sylke abgeholt und gute alte Bekannte getroffen. Ich denke wir dürfen uns diese Auszeiten auch mal gönnen. Am Samstagvormittag habe ich Oma mal nach Weimar verschleppt, sie wollte dort gern mal wieder hin. Ihr gesundheitlicher Zustand wird auch nicht besser und wenn das Gebälk mal nicht solchen Kummer macht, dann müssen wir diese Tage nutzen. Am Mittwoch werde ich mit Netti einen Weihnachtsmarktbummel machen. Seit letztem Jahr haben wir endgültig festgelegt, dass wir auf Geschenke gänzlich verzichten und das ist gut so. Heute hat es ein erstes Mal geschneit. Papa und ich haben das Wetter genutzt und haben einen ausgiebigen Spaziergang gemacht. Erst waren wir an deinem Grab, der furchtbar schönste Ort den es für uns gibt. Du warst friedlich in weiß gehüllt. Dann sind wir weitergegangen. Die frische Luft und der Anblick der gezuckerten Landschaft taten gut. In diesen dunklen Tagen müssen wir das Tageslicht nutzen. So ziehen Tage dahin, was deinen Verlust nicht einfacher macht. Aber wir müssen auch ein Stück weit an uns denken und sollten die Stunden, in denen es uns das Leben etwas leichter fällt, genießen. Sicherlich wärst du damit auch einverstanden. Es kann einfach nicht dein Ansinnen gewesen sein, dass wir nur noch vor uns hin vegetieren. In der nächsten Zeit werden wir die Karte mit einer Spende für die Weihnachtsfeier der Zeugen und deren Freunde fertig machen. Vielleicht bist du ja irgendwie dabei. Von uns auch in dieser Woche ein Licht für deinen Weg. Unseren müssen wir immer noch suchen. Die Sehnsucht und Liebe verbunden mit ewiger Trauer wird wohl bis an das Ende unserer Tage bleiben. Deine zurückgelassenen Eltern.
