Lieber Andreas,
es ist wieder Sonntag, sogar mit Sonne als ob der Frühling doch endlich kommen will-jedenfalls tut die Sonne gut. Frederik ist mit Frauke, Anne und Heinz angereist, auch um den ausgetauschten Laptop zu holen. Es ist schon eine schöne Abwechslung, wenn Frederik vom Studium und Frauke von der Schule und Mopedfahren erzählt. Wir habe dich auch gemeinsam besucht, du hast uns sicherlich gesehen. Jetzt sitze ich an der alten Videokamera und sehe im Schnelldurchlauf deinen 6. Geburtstag, Urlaub in Bayern, Einschulung und Weihnachts- und Silvesterfeiern. Deine Stimme wieder zu hören treibt mir die Tränen in die Augen, das „was Papa“ zum Ritterfest oder beim Kranaufbau war damals, die letzten Jahre am Telefon war immer die Ansage „bin gut in Dresden gelandet...“. Alles so lange her und doch so nah und schmerzvoll.
Morgen hat uns dann auch der Alltag wieder und geht doch nur so an uns vorbei. Unsere Fellnasen drängen gerade am meisten nach draußen,obwohl es doch noch recht kalt ist. Wir können dann vielleicht auch bald wieder draußen im Garten wirken und auch dein Grab neu bepflanzen, es ist immer diese stumme Zwiesprache, ohne noch eine Antwort zu erhalten, die uns zum Friedhof zieht. Wenn die Bank wieder aufgestellt wird, können wir wieder bei dir sitzen, irgendwie wie am Krankenbett und doch so endgültig-schwer zu beschreiben.
Wieder möchten wir mit dieser Kerze deinen Weg zum Licht erhellen.
In Liebe deine trauernden Eltern