Lieber Andreas, Sonntagabend, Zeit dir ein paar Zeilen zu schreiben. Eine weitere Woche ist an uns vorbeigezogen und eine mit dieser verfluchten 17 liegt vor uns. Sicherlich, wir werden auch diese überstehen. Papa hat Videos digitalisiert. Es war ein sehr schwer zu ertragender Anblick. Du im Kindergartenalter. Bewegte Bilder sind einfach ganz anders als Fotos. Der seelische Schmerz ist kaum auszuhalten. Da war es ganz gut, dass wir am Wochenende Stahlichs besucht haben. Eine willkommene Abwechselung zu unserem doch einsamen Leben. Ich weiß nicht, ob es an uns lag, aber ein Schaf von Nico brachte gleich mal zwei Lämmer zur Welt. Der Frühling hat sich auch gezeigt, es scheint langsam vorwärts zu gehen. Wir haben den Nachmittag genutzt, dem trostlosen Anblick deines Grabes ein Ende zu setzen, das Moos und Tannengrün entsorgt sowie ein paar Frühblüher gepflanzt. Was würden wir geben, wenn wir diesen Zustand nicht hätten. Leider gibt es kein zurück, nur ein vorwärts und die leise Hoffnung, dass wir uns irgendwann wiedersehen. Manchmal denke ich schon, dass ich ein Scheißleben habe. Diese trostlose Gewißheit, dass hier nichts, aber auch gar nichts mehr kommt, raubt einfach Kraft. Momente der Freude sind rar bei uns. Haben wir es wirklich schon begriffen? Ich denke nicht. Auf der Heimfahrt heute stand doch glatt noch ein Hydroglobus und Papa kam gleich mit der Geschichte, dass früher jedes dieser Bauwerke mit Opa gleichzusetzen war. War eben! Es ist schwer ohne dich. Nicht nur für uns, auch für Steffi,Alex , Oma und sicherlich alle, die dich schätzten. Wir vermissen dich eben unendlich. Auch diese Kerze soll dich begleiten und deinen Weg erhellen. In Liebe umarmen dich deine zurückgelassenen Eltern.
